Zeit21 by Lenk

Zeit21 by Lenk

Autor:Lenk
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-01-29T05:00:00+00:00


Im selben Atemzug hörte sich der Junge selbst laut schreien.

„Ein Attentäter!“, gellte seine Stimme. „Oben auf der Werkstatt!“

Verdattert schaute der Shogun zu Julian, doch schon wurde er von seinen Samurai zur Seite gezogen.

Ein unheilvolles Sirren folgte, und ein Shuriken sauste blitzend durch die Luft. Nur um Haaresbreite verfehlte der Wurfstern den Kopf des Herrschers und bohrte sich in die Seite der Sänfte. Aus der Menge kamen ängstliche Schreie.

„Ergreift ihn!“, rief der Shogun mit bebender Stimme und deutete auf das Dach, auf dem der Ninja davoneilte.

Sofort stürmten mehrere Samurai los, die Katana gezückt. Die Menschen stoben auseinander und machten ihnen Platz.

„Gut, dass Kija die Gefahr bemerkt hat!“, sagte Julian leise zu Kim und Leon. Miyu und Hana mussten nichts von den immer wieder verblüffenden Fähigkeiten der Katze wissen.

„Ja – und hoffentlich fangen die Samurai diesen Mann!“, sagte Leon. „Das war bestimmt der Kerl mit der Narbe!“

„Und womöglich einer aus der Kabuki-Gruppe“, ergänzte Kim.

Da wurden Schritte hinter ihnen laut.

„Was ist da draußen los?“, polterte der Daimyo.

Miyu sank auf die Knie. „Der Shogun wurde angegriffen“, sagte sie.

Wortlos preschte Saikaku an ihr, Hana und den Freunden vorbei zum Shogun.

„Kommt“, sagte Julian kurzentschlossen und lief dem Daimyo hinterher.

Vorsichtig näherten sie sich dem Herrscher Edos bis auf wenige Meter.

„Komm her, Junge“, sagte Tokugawa Tsunayoshi zu Julian. „Du warst es doch, der mich gerade gewarnt hat, nicht wahr?“

Julian verbeugte sich. Dann nickte er.

„Was ist hier genau vorgefallen?“, mischte sich der Daimyo ein.

„Ein Ninja hat gewagt, ein Attentat auf mich zu verüben“, antwortete der Shogun. „Und der Junge dort hat mir das Leben gerettet.“ Er lächelte Julian freundlich an.

In diesem Moment erklang wütendes Gebrüll. Vier Samurai liefen herbei und stießen einen Ninja vor sich her.

„Sehr gut, ihr habt ihn geschnappt!“, rief Tokugawa Tsunayoshi.

Seine Ritter stießen den Ninja zu Boden, und er landete genau vor den Füßen des Herrschers.

„Wer bist du?“, fragte der Shogun drohend.

Der Ninja sah hoch. In seinen Augen lag kalte Verachtung. Er schwieg.

„Rede!“, befahl Tokugawa Tsunayoshi.

Doch der Ninja sagte weiterhin keinen Ton.

Julian nutzte die Gelegenheit, den Ninja, dem man das Tuch vom Gesicht gezogen hatte, genau anzuschauen. Er hatte keine Narbe am Hals!

Also war dieser Attentäter noch immer auf freiem Fuß, kombinierte Julian. Waren etwa zwei Mitglieder der Kabuki-Gruppe in der Nacht entkommen? Oder lag der Fall vollkommen anders?

„Bringt den Kerl in den Palast zu den anderen!“, ordnete der Herrscher an. „Dort werden wir ihn schon zum Sprechen bringen.“

Dann richtete er seinen Blick auf Julian. „Und nun zu dir …“

Der Junge spürte ein Kribbeln in der Magengrube – was kam denn jetzt?

„Du hast mir, wie gesagt, womöglich gerade das Leben gerettet, Junge“, sprach der Shogun ernst. „Dafür will ich dich belohnen. Aber sag mir vorab: Wo leben deine Eltern?“

Julian erzählte erneut ihre frei erfundene Geschichte – sie seien arme Waisen.

„Soso“, sagte Tokugawa Tsunayoshi wenig beeindruckt. „Dann kann ich dir vielleicht etwas Gutes tun. Du darfst im Palast wohnen und dich dort als Diener verdingen.“

Julian nickte eifrig. „Oh, vielen Dank, das ist ganz wunderbar. Aber da wäre noch eine Kleinigkeit …“

Der Shogun blickte ihn forschend an. „Ich höre.



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